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Kapitel II

Ezgi Ferrat,
dipl. Pflegefachfrau

Pflegezentren sind Arbeitsorte für viele verschiedene Berufsgruppen. Mit Gerüchen innerhalb dieser Einrichtungen werden auch die Mitarbeitenden konfrontiert, die es als ihre Aufgabe ansehen, in ihrer Funktion zu einer angenehmen Geruchsatmosphäre für sich, ihre Kolleg:innen, die Bewohnenden und externe Gäste beizutragen.

Gerüche strukturieren Zeit und Raum. In unserem Alltag sind wir permanent Geruchseinflüssen ausgesetzt, die wir in angenehm oder unangenehm einordnen

Mitarbeitenden als Wahrnehmende der Geruchsumgebung

«In einem Tagesablauf sind Mitarbeitende vielfältigen Geruchswahrnehmungen ausgesetzt, die sie in angenehm oder unangenehm einordnen.»

In Pflegeeinrichtungen arbeiten Menschen in diversen Bereichen. Je nach Einsatzgebiet sind sie dabei Gerüchen verschiedenster Intensität ausgesetzt. Und je nach sozio-kulturellem Hintergrund, biografischen Erlebnissen und Sensibilität der Nase reagieren Mitarbeitende unterschiedlich auf Geruchswahrnehmungen.


Generell beeinflusst die Luft- und Geruchsqualität in Arbeitssituationen das Wohlbefinden und damit die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Die Geruchsumgebung ist Teil der Arbeitsplatzergonomie.


Es gibt Mitarbeitende, die bereits eine hohe Affinität für das Thema mitbringen, auch privat auf ein ausgesuchtes Geruchsumfeld achten und Duft bewusst für ihr Wohlbefinden einsetzen (Parfüm, Bodylotion, ätherische Öle, Seifen, Waschmittel etc.). Anderen Mitarbeitenden wiederum ist das Thema nicht besonders nahe. Das kann den Vorteil haben, dass sie gegenüber unangenehmen Gerüchen weniger empfindlich sind.

 

In einem Tagesablauf sind Mitarbeitende vielfältigen Geruchswahrnehmungen ausgesetzt, die sie in angenehm oder unangenehm einordnen. Nicht immer ist es für sie möglich, sich den letzteren zu entziehen. Besonders in der Pflege ist der Umgang mit Ekel- und Schamgefühlen ein Dauerthema.

Nebst dem Umgang mit unangenehmen Gerüchen gibt es in den Arbeitsräumen der Mitarbeitenden für die Betriebe ein grosses Potenzial, um durch die Gestaltung von einer guten Luft- und Geruchsqualität die Arbeitszufriedenheit zu steigern und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden zum Ausdruck zu bringen. Wenn ein Arbeitstag so beginnt, dass Mitarbeitende zuerst durch einen miefigen Kellereingang an stinkenden Containern vorbei in eine schlecht belüftete Garderobe gelangen, in der die Arbeitsschuhe der ganzen Belegschaft ausdünsten, wirkt sich dies ungünstig auf die Arbeitsmotivation aus.

Mitarbeiter:innen als Gestalter:innen des Geruchsumfeld

«Mitarbeitende sind die Designer:innen des olfaktorischen Erscheinungsbildes einer Pflegeeinrichtung.»

Nebst ihrer Rolle als Wahrnehmende der Geruchsumgebung tragen die Mitarbeitenden Verantwortung für eine angenehme Geruchsatmosphäre: für sich, ihre Kolleg:innen, die Bewohnenden und die externen Gäste. Im Zusammenspiel sind die Mitarbeitenden der verschiedenen Bereiche die Designer:innen des olfaktorischen Erscheinungsbilds der Pflegeeinrichtung.

Durch ihr Handeln, Entscheiden und ihren Körper tragen sie im Guten wie im Schlechten zu Geruchssituationen bei. Durch das Bewusstsein für die Bedeutung und Wirkung von Gerüchen für sich selber, die Bewohnenden und Kolleg:innen können bereits in alltäglichen Abläufen und Handlungen Entscheide so getroffen werden, dass Gerüche, durch die sich andere gestört fühlen, vermieden und angenehme Gerüche gefördert werden.

Mitarbeitende können z. B. darauf achten, dass sie Parfüm nicht zu stark auftragen (auch das kann störend empfunden werden), in heissen Sommermonaten die Arbeitskleider mehrmals täglich wechseln, sich in der Mittagspause eine Erfrischung unter der Dusche gönnen oder sich nach dem Rauchen die Zähne putzen. Nebst dem persönlichen olfaktorischen Erscheinungsbild können sie sich bei alltäglichen Dingen fragen, wie sie anders gemacht werden können, um präventiv unangenehme Geruchsbildungen zu vermeiden oder unangenehme Geruchsbildungen effizient zu beseitigen.

Dasselbe gilt zur Hervorbringung von angenehmen Gerüchen. So lassen z. B. aufmerksame Pflegende die Bewohnenden zuerst an den Parfüms riechen, bevor sie sie auftragen. Oder sie heben im Gespräch bewusst den feinen Duft des Duschmittels hervor, um die Sinneswahrnehmung bei den Bewohnenden anzuregen. Der Gastronomie stehen in dieser Hinsicht besonders vielfältige Möglichkeiten offen, die der Kreativität keine Grenzen setzen. Röstaromen kommen gemäss der Aussage eines Küchenchefs in einer Pflegeeinrichtung besonders gut an. Genauso wie der Einsatz von saisonalen Gerüchen wie z. B. Bratwurst auf dem Grill im Garten, zubereitet mit Pommes Frites. Oder Zimtduft zur Weihnachtszeit. So können im Alltag mit einfachen Mitteln über Geruchswahrnehmungen angenehme Erinnerungen geweckt und verstärkt werden.

«Es ist wichtig das Thema in der richtigen Situation mit Bewohnennden anzusprechen.»

Ezgi Ferrat, Pflgefachfrau, GFA Grünau

Bodenfenster erleichtern es den Mitarbeitenden effizient zu Lüften, um z. B. nach dem Mittagessen die Essensgerüche zu neutralisieren. Auch technische Hilfsmittel wie Vakuumgeräte für Abfallsäcke erleichtern die Eindämmung von unangenehmen Gerüchen. Gleichzeitig lassen kreative Ansätzen wie z. B. dem 
Grillieren auf dem Gartensitzplatz, Bewohnende an der Vielfalt von saisonalen Gerrüchen teilhaben und Erinnerungen wach werden.

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