oHealth

Kapitel III
Handlungsräume und -ebenen

Group 23

Wohlgerüche als Ressource

Angenehme Gerüche können positive Stimmungen, Emotionen und Erinnerungen in uns auslösen. Dieser Effekt kann im Einsatz von alltäglichen und ausseralltäglichen Wohlgerüchen genutzt werden, um mit wenig Aufwand das Wohlbefinden zu fördern. Sowohl für sich selber wie auch für seine Mitmenschen.

Individuelle Ebene

«Self Care – wenn wir im Alltag bewusst angenehm riechende Situationen und Momente schaffen, färbt das auf unsere Stimmung ab.»

In unserem Alltag umgeben wir uns bewusst oder unbewusst mit Dingen, die für uns angenehm riechen: Waschmittel, Duschmittel, Bodylotion, Handcrème, Parfüm, Tee, Kaffee, frische Gipfeli, Früchte bis hin zu Duftobjekten wie ätherischen Ölen oder Duftkerzen. Gehen wir mit einer offenen Nase durch den Alltag und nehmen bewusst die für uns angenehmen Düfte wahr, tun wir uns damit selber etwas Gutes. Denn angenehme Gerüche wirken sich positiv auf unsere Stimmung und damit auf unser Wohlbefinden aus. Diesen Effekt können wir für uns selber wie auch für unsere Mitmenschen einsetzen.

Jede Person kann sich ihre eigenen Wohlgerüche und eigenen Geruchsressourcen suchen, mit denen sie sich wohlfühlt und mit denen sie ihren eigenen Wohlfühlraum kreieren kann. Wichtige Voraussetzung dazu ist, dass die Mitarbeitenden und Bewohnenden für die positive Wirkung von Wohlgerüchen sensibilisiert sind.

«Gewisse Gerüche gehören einfach zu mir dazu. Die brauche ich einfach um mich herum.»


Bewohnerin, Alterszentrum Haus Tabea
Gemeinschaftliche Ebene

«Angenehme und vertraute Gerüche wie Kaffee und frisch gebackene Gipfeli zum Frühstück oder der Duft nach Zimt und Glühwein zu Weihnachten können das Gemeinschaftsgefühl stärken.»

Durch die Förderung von angenehmen Gerüchen können wir auch unseren Mitmenschen etwas Gutes tun und gemeinsam Räume und Atmosphären schaffen, in denen wir uns wohlfühlen. Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen können z. B. Bewohnende dabei unterstützen, bewusst an ihrem Lieblingsduschmittel zu riechen, ihnen vom Parfüm zuerst eine Riechprobe zu geben, bevor sie es auftragen, oder an den Frühstückstischen zunächst am Kaffee riechen zu lassen, um diesen Sinneseindruck auf sich wirken zu lassen.

Auch auf Spaziergängen im Garten gibt es mit Blumen und Kräutern unzählige feine Düfte, deren Wahrnehmung für Bewohnende ein willkommenes Geruchsereignis darstellen kann, nebst den sonst dominierenden Gerüchen in einer Pflegeeinrichtung.

Nicht zuletzt der Geruch von frisch geputzten Zimmern, von frisch gewaschener Bettwäsche und frisch gereinigten Vorhängen wurde in unseren Gesprächen als «Geruchshighlight» genannt. Dass sich die Bewohnenden in ihren Zimmern auch olfaktorisch wohlfühlen, ist für ihr gesamtes Wohlbefinden wichtig. Doch frisch gewaschene Bettwäsche kann dem Gefühl von Geborgenheit auch entgegenwirken. Es gibt auch Bewohnende, die sich in ihrer Bettwäsche erst wohlfühlen, wenn diese nach ihnen selber riecht.

«Gerüche und ihr Einfluss auf unser Wohlbefinden haben mit Selbstfürsorge zu tun. Wir können unser Wohlbefinden beeinflussen, wenn wir unserer Nase etwas Gutes tun.»


Priscille Jotzu, Forscherin, ZHdK
Betriebliche Ebene

«Durch den gezielten Einsatz von alltäglichen und ausseralltäglichen Geruchshighlights können Betriebe Abwechslung und Vielfalt in die Welt einer Pflegeeinrichtung bringen.»

Auf betrieblicher Ebene bietet sich der Geschäfts- und Bereichsleitung die Gelegenheit, bereichsübergreifende Ideen und Massnahmen anzustossen, um mit Wohlgerüchen das Wohlbefinden zu fördern.

Nebst den alltäglichen Wohlgerüchen können mit speziellen Interventionen auch ausseralltägliche Wohlgerüche gefördert werden, z. B. mit Duftinseln, wo zu einer bestimmten Tageszeit mit einem Aromadiffusor ein Duft zerstäubt wird, oder mit dem Angebot von Aromapflege. Das Gesundheitszentrum für das Alter Grünau (Stadt Zürich) hat z. B. einen eigenen Duft kreiert, den «Eau de Grünau», der in Geruchsneutralisierungsgeräten an drei neuralgischen Orten eingesetzt wird.

Jedem Bereich einer Pflegeeinrichtung kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Die Pflege kann mit ätherischen Ölen und Aromapflege arbeiten, die Gastronomie mit der Förderung von saisonalen Gerüchen bei der Zubereitung von Mahlzeiten, um angenehme Erinnerungen zu wecken, und die Hotellerie kann neue Services wie aromatisierte Oshiborie-Tücher einsetzen. Oder es können übergreifende Themen-Wochen oder -Monate definiert werden, die in allen Bereichen auf allen Sinnesebenen bespielt werden.

Betrieben stehen somit vielfältige Handlungsoptionen zur Verfügung, um mit Wohlgerüchen die Atmosphäre in ihrem Haus und das individuelle Wohlbefinden von Bewohnenden und Mitarbeitenden zu fördern. Unsere Welt und unser Leben ist so reich und vielfältig an unendlichen Gerüchen. Mit Kreativität und Spass kann diese Vielfalt durch spielerische Interventionen in die Pflegeinrichtungen übertragen werden, wodurch auch der Alltag innerhalb der gegebenen Strukturen bereichert werden kann.

Hochschule
Finanzierungspartner

Impressum, Datenschutz

©2024 ZHdK